TAC SCORPION mal anders

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Benny
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TAC SCORPION mal anders

Beitrag von Benny »

Hallo Zusammen,

ich wollte doch endlich mal mein Dauerprojekt der letzten Jahre vorstellen.
Ich hatte schon seit längerer Zeit ein erschwingliches Analogpult für mein Studio gesucht und bin dann mit Entscheidungshilfe von Jensenmann beim TAC Scorpion hängengeblieben.
Für kleines Geld hab ich dann ein sehr verstaubtes Pult mit 28x S1000 Kanälen, 4x S2000 Auxen, 12x S3100 Subgruppen bekommen und S4000 Mastermodul bekommen.
Mit viel Unterstützung und Wissens-Input von Jens habe ich dann Stück für Stück sämtliche Kanäle, Auxe, Groups und den Master überarbeitet und ein paar Extras eingebaut.
Vielen Dank noch mal an Jens für die tatkräftige Unterstützung als „Email- und Telefon-Joker“. 😉

Bild

Ich fasse mal grob die Änderungen zusammen:
  • alle Potis und Fader getestet, gereinigt und die defekten Potis ausgetauscht; Fader waren noch gut
  • in allen Kanälen die SSM2015 gegen „Langley Designed Scorpion Preamps“ von Audio Maintenance getauscht
  • sämtliche Operationsverstärker ausgetauscht
  • jede Menge Power Supply Decoupling- und Filter Kondensatoren verbaut
  • diverse Elkos ausgelötet, notwendige Elkos ersetzt und gebypasst
  • diverse Ausgänge impedanzsymmetriert oder mit Balanced Line Drivers versehen
  • ein paar Kondensatoren in den EQs getauscht
  • im Master Modul einen CAPI Audio 2 ACA & BO Combining Amplifier und Fader Booster von Jeff verbaut, da die Platine sowieso bestückt für einen geplanten Summierer im Regal lag
  • PSU komplett gereinigt, recappt und mit Infos von Colin von Audio Maintenance modifiziert, da die Spannungsregler öfter gemuckt haben, als mir lieb war
  • mittlerweile habe ich die Meterbridge zumindest so weit wieder zum Laufen bekommen, dass ich funktionierende Meters für die 12 Gruppen, für PFL und für L/R habe; mal sehen, wie lange sie durchhalten
  • alle Flachbandkabel von den Kanälen zu den I/Os an der Pultrückseite getauscht
  • sämtliche Insertbuchsen ausgetauscht, da diese fast alle Wackelkontakte hatten
Da das Gain Poti im Kanalzug sowohl für Mikrofon- als auch Line-Gain zuständig war, hatte ich immer das Problem, dass ich zwischen Proben unserer Band, Aufnahmen und Mixdowns grundsätzlich neu gainen musste. Das ging mir nach kurzer Zeit so auf den Geist, dass ich zwei separate Signalwege pro Kanal aufgebaut habe:
  • Direct Outs von Post Fader direkt hinter den Preamp verlegt und das Signal vom restlichen Kanal entkoppelt
  • Balanced Line Receiver Platinen als separaten Line Eingang direkt vor den EQ eingekoppelt
Bild

Somit benutze ich das Gain Poti nur noch für den Mikrofonpreamp und gehe beim Mixdown mit den Line Signalen direkt über Line Receiver in den Rest des Kanalzuges und kann gleichzeitig zwei Signalwege nutzen:
  • Mikrofon -- Preamp -- Direct Out – AD-Wandler -- DAW
  • DAW – DA-Wandler -- Line Receiver -- Scorpion Kanalzug mit EQ, Insert, Fader, Pan, Aux und Routing
An der rechten Seite habe ich die Konsole noch um ein angepasstes 19“ Rack für Patchbay, Lunchbox und Buss-Kompressor erweitert.

Bild

Klanglich habe ich mittlerweile ein völlig neues Pult vor mir. Die Preamps sind gut, die EQs sind echt geil und es lässt sich super mit dem Pult aufnehmen und mixen.
Da ich auch viel Outboard benutze ist mir beim Mixdown aufgefallen, dass beim Fadeout oder am Ende einzelner Songs teilweise die Gruppen doch ein gewisses Rauschpotential hatten.
Ich hatte am Anfang über eine Mute Automation nachgedacht, hatte mit Jens dann auch diverse analoge Ideen durchgesprochen und diese getestet. Aber ich war mit der Funktion nie wirklich zufrieden. Ich hab dann im Netz die PGA2310 Chips entdeckt und mir mal zwei Stück zum Experimentieren bestellt.

Gut ein Jahr später habe ich mittlerweile eine Volume- und Mute-Automation für meine Subgruppen und Auxe im Pult verbaut. Kleine Platine rund um den PGA Chip designed, Arduino Uno mit Midi Interface bestückt und Software zum Ansteuern der PGAs geschrieben.

Bild

Jetzt kann ich von Cubase aus per Midi Controller Change das Volume meiner Stereo-Subgroups und der Aux Returns von -95,5dB bis +31.5dB steuern und die Kanäle einzeln muten.
Damit gehört mein „Rauschproblem“ der Vergangenheit an.
Ich habe sogar schon mal mit dem Gedanken gespielt, alle Kanäle des Pultes so zu automatisieren, aber bisher komme ich so sehr gut zurecht und außerdem stehen noch genug andere Projekte im to-do Schrank…

Bild
Benny

jensenmann
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Re: TAC SCORPION mal anders

Beitrag von jensenmann »

Sehr geil, endlich gibt es Bilder.

Ich bereue es ja ernsthaft, daß ich mein Scorpion verkauft habe. Aber der neue Besitzer rockt die Kiste richtig gut und ist damit sehr glücklich. Er hat damit eine ganze Menge Musik aufgenommen, die auch released wurde und teilweise in den Charts war. Das Pult war offensichtlich kein Hindernis ;-)
Jens

frans
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Re: TAC SCORPION mal anders

Beitrag von frans »

(Applaus!)
"Ich bin nur von lauter Dioden umgeben"

toff
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Re: TAC SCORPION mal anders

Beitrag von toff »

Beeindruckend, sowas hab ich vorher noch nicht gesehen!

nashkato
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Re: TAC SCORPION mal anders

Beitrag von nashkato »

mittlerweile habe ich die Meterbridge zumindest so weit wieder zum Laufen bekommen, dass ich funktionierende Meters für die 12 Gruppen, für PFL und für L/R habe; mal sehen, wie lange sie durchhalten
darf ich fragen wie ?

Benny
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Re: TAC SCORPION mal anders

Beitrag von Benny »

nashkato hat geschrieben:
Mo Mai 11, 2020 2:18 pm
mittlerweile habe ich die Meterbridge zumindest so weit wieder zum Laufen bekommen, dass ich funktionierende Meters für die 12 Gruppen, für PFL und für L/R habe; mal sehen, wie lange sie durchhalten
darf ich fragen wie ?
Ich habe eigentlich nur die Elkos ausgetauscht und alle noch funktionstüchtigen LED Meter rausgesucht.
Die haben genau für meine 12 Gruppen, PFL und L/R gereicht.
Leider habe ich auch noch keine Lösung für die defekten Telefunken-Meter gefunden.
Benny

rooster
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Re: TAC SCORPION mal anders

Beitrag von rooster »

Hallo Benny,
ich habe hier noch einige Kanalzüge vom Scorpion rumfliegen. S1000 und S2000.
Und ich habe noch einige "Copy exact" des S1000 allerdings umgerüstet auf SSM2017.
Wenn Du Interesse hast, melde Dich einmal.
KH
dB? Kann mein MP3 Player nicht spielen

Benny
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Re: TAC SCORPION mal anders

Beitrag von Benny »

Hallo,

ich hab dir schon ne private Nachricht geschrieben. Dein Posteingang scheint aber voll zu sein.
Ich würde mich tatsächlich für Ersatzkanäle interessieren. S2000 Auxe und ggf noch S1000.
Benny

rooster
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Re: TAC SCORPION mal anders

Beitrag von rooster »

Hi Benny,
alles geklärt?
Grüße aus Wiesbaden
dB? Kann mein MP3 Player nicht spielen

Benny
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Re: TAC SCORPION mal anders

Beitrag von Benny »

Alles geklärt.
Benny

jensenmann
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Re: TAC SCORPION mal anders

Beitrag von jensenmann »

Evtl gibt es eine Lösung bei den Telefunken LED Meter Chips. Bei GS hat jemand geschrieben, daß im Fehlerfall die Chips wohl meist noch funktionieren würden. Wenn eine LED defekt ist fällt ein Strang von 5 LEDs aus, weil die zusammen an einer Stromquelle in Reihe sitzen. D.h. man müsste alle nicht funktionierenden LEDs durchmessen und die ggf defekte LED tauschen. Dann sollte der Meter auch wieder funktionieren.
Jens

ulisch
Beiträge: 6
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Re: TAC SCORPION mal anders

Beitrag von ulisch »

Hi Benny,

beeindruckende Arbeit !
Habe mich gerade registriert, nachdem jensenmann mich drauf gebracht hat, dass dieses Forum existiert und hier über das TAC Scorpion geschrieben wurde.
Kurz: Wir, mein Sohn und ich, besitzen ein Scorpion II, mein Sohn ist der Musiker, ich spiele den Elektroniker. Das Scorpion habe ich umfangreich restauriert und mit einem Patchfeld ergänzt . Viel mehr Details habe ich beim englischsprachigen Gearslutz Forum berichtet im Refurb/Mod Bereich.
U.a. habe ich die VUs komplett umgebaut auf "per Kanal" im "look and feel" des originals, kann hier gern Tips und Hinweise teilen.

Mich hat Deine Idee des separaten "line in" Pfads angesprochen. Mir ist nicht ganz klar geworden, wie Du umschaltest zwischen Mic und Line.
Da mein Sohn das Pult im Hybrid mit DAW nutzt habe ich gerade einen Channelstrip umgerüstet, in dem ich einen balanced in line buffer zusätzlich draufgebaut habe, der also das Line Signal von der DAW entgegennehmen kann OHNE durch den Mic Preamp zu gehen. Den Mic / Line Umschalter habe ich aus den Eingangspfad herausgetrennt und dann HINTER den Mic Amp verlegt. So kann ich nach wie vor den EQ nutzen, der Mic Amp als solcher läuft weiter, der Line Buffer hat nun keinen Gainregler mehr, brauchen wir aber dort auch nicht wirklich. Vorteile: Glasklarer Line Pfad! Umschaltoption bleibt erhalten, Direkt out bleibt so wie standardmässig. Und minimaler Kostenaufwand. Von den Langleys habe wir auch zwei Mic Preamps drin, sind um Klassen besser als die original ICs, aber für alle 30 Inputs wars dann doch reichlich €€€, so dass wir das erstmal zurückgestellt haben.

Wie gesagt, wäre interessiert, wie Du die Pfade umschaltest, kleines Blockbild tät mir reichen!
Danke
Uli

ulisch
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Registriert: So Mär 14, 2021 11:56 pm

Re: TAC SCORPION mal anders

Beitrag von ulisch »

Hi Benny,

nichts für ungut, wer lesen kann ist klar im Vorteil, denke ich habs beim zweiten Durchlesen verstanden: Du hast den Mic Preamp quasi abgetrennt, koppelst hinter dem Preamp aus, indem Du den "direkt out" umverdrahtet hast und gehst dann über einen Line Buffer wieder rein in den EQ Pfad. Funktioniert also wie ein Insert. Hast Du ne Möglichkeit die DAW zu umgehen (bypass) und die Mic Pfade analog zu hören?

Gruss

Uli

P.S. und wenn ich dann herausgefunden habe, wie ich fotos einbette, dann kann ich auch mal unsere Arbeit teilen!

jensenmann
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Re: TAC SCORPION mal anders

Beitrag von jensenmann »

Hi Uli
Schön daß es dich auch hierher verschlagen hat. Das mit den Fotos ist etwas lästig, die must du extern hosten.
Grüße
Jens
Jens

ulisch
Beiträge: 6
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Re: TAC SCORPION mal anders

Beitrag von ulisch »

Hallo Jens,

hast Du nen Tip, was da sinnvoll ist? Hab sowas bislang nicht genutzt, Du meinst sicher nicht dropbox, oder tät das auch tun?
Sorry für so eine blöde Frage.
Uli

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